onsdag 30 januari 2008

wisława szymborska:
manche mögen poesie

Manche -
das heißt nicht alle.
Nicht einmal die Mehrheit, sondern die Minderheit.
Abgesehen von Schulen, wo man mögen muß, und von
den Dichtern selbst,
gibt's davon etwa zwei pro Tausend.

Mögen -
aber man mag ja auch die Nudelsuppe,
mag Komplimente und die Farbe Blau,
mag den alten Schal,
mag auf dem Seinen beharren,
mag Hunde streicheln.

Poesie -
was aber ist das, die Poesie.
Manch wacklige Antwort fiel
bereits auf diese Frage.
Aber ich weiß nicht und weiß nicht und halte mich
daran fest
wie an einem rettenden Geländer.


Manchmal bin ich sehr dankbar, eine Schule gehabt zu haben, in der man nicht mögen musste, sonder durfte. Eine Schule, die Lust am Lesen (und Lernen)vermittelt hat, obwohl sie in einem so genannten "sozialen Brennpunkt" lag.

Jetzt an der Uni ist es ja das blanke Gegenteil. Hier muss man mögen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Ein pures totalitäres System. Ganz schön traurig eigentlich..

2 kommentarer:

Keri sa...

Poesie über Poesie. Schön. Manchmal bin ich bekümmert, dass nur so wenige Leute Gedichte lesen. Manchmal bin ich froh, dass es so ist. Eine Nische, in der man sich noch gut aufgehoben fühlt, heutzutage. Andererseits: Groß werden ohne Gedichte ist auch traurig. Ein bisschen "müssen" also und ganz viel "dürfen".

Was war das für eine Schule? Und aus welchem Buch ist das Gedicht?

krakri sa...

Ich glaube, Lyrik ist für die meisten Menschen einfach ein bisschen suspekt, da die Sprache so verschlüsselt ist. Und dann denkt man vielleicht auch an die schlimme Schulzeit zurück, als man ellenlange Balladen vor der Klasse vortragen musste und dann noch benotet wurde.
Poesie muss einfach Spaß machen, sowohl in der Produktion und in der Rezeption. Manchmal erscheint mir es auch ein bisschen elitär, sich in Poesie wohl zu fühlen. Aber manchmal muss man vielleicht auch einfach reingestupst werden, ob man will oder nicht.

Du fragtest nach meiner Schule. Ein ganz normales Gymnasium, mitten im Plattenbaugebiet. Klassische Regelschule, sachsen-anhaltinischer Lehrplan, der eigentlich nicht viel Wert auf Sprache und Literatur legt, wir mir scheint. Nun ja, es lag wohl in der Verantwortung meiner Lehrer, uns auch menschlich zu formen und uns viel Freiheit ließen. Zum Glück! :)

Leider kann ich dir gar nicht sagen, aus welchem Band es im Original stammt. Ich habe einen kleinen Band vom Polnischne Institut in Leipzig, voll mit polnischer Poesie. Aber ich kann mal ein bisschen recherchieren. Vielleicht finde ich es ja.